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Wird es jemals funktionieren... eine Bauindustrie ohne Beton und Stahlabfälle? - Interview mit Dr. Elma Durmisevic
Elma Durmisevic: “Ich möchte so viel wie möglich im Voraus für jede (Gebäude-)Komponente sagen können, wie die künftige Umverteilung aussehen wird.”

Wird es jemals funktionieren... eine Bauindustrie ohne Beton und Stahlabfälle? - Interview mit Dr. Elma Durmisevic

Sie hat an der TU Delft in Bauingenieurwesen promoviert und hatte ihr ganzes Leben lang eine große Aufgabe: die Schaffung einer Bauindustrie ohne Abfall. Wir sprachen mit Dr. Elma Durmisevic.

 1. Wie lautet Ihre Definition der kreisförmigen Konstruktion?

“Es geht darum, flexible Denkmäler zu entwerfen und zu bauen. Es geht also darum, Gebäude zu errichten, die anpassungsfähig sind, damit wir keine Materialien verlieren müssen. Ich nenne das Gebäude mit hoher Wandlungsfähigkeit und hohem Wiederverwendungspotenzial ihrer Materialien. Das liegt an der räumlichen, technischen und materiellen Reversibilität.”

2. Wie entwirft man runde Gebäude?

“Als Designer muss man einen Blick in die Zukunft haben. Man muss sich vorstellen, was eines Tages möglich sein wird, und über mögliche Veränderungen nachdenken. In meiner gesamten Forschungsarbeit habe ich dafür Leitlinien entwickelt. Außerdem sehe ich es als meine Aufgabe an, die Kunden dazu zu befragen. Letztlich liegt die Verantwortung für die Zukunftsszenarien bei ihnen, aber ich möchte dennoch eine Art Hierarchie der technischen Systeme erreichen, die mit ihren Szenarien vereinbar ist. So kann ich für jede (Gebäude-)Komponente so weit wie möglich im Voraus sagen, wie die künftige Umwidmung aussehen wird.” 

3. Ist eine endgültige Wiederverwendung möglich?

“Mein Modell strebt nach dieser ultimativen Wiederverwendung. Ob es gelingt, wird die Zeit zeigen müssen. In der Entwurfsphase stelle ich mir die Frage, wie die Wiederverwendung in Zukunft erfolgen kann. Ist es durch eine ordentliche Reinigung? Oder werden ohnehin kleinere oder größere Reparaturen nötig sein? Aber es geht noch weiter: Erledigt man es durch Wiederaufbereitung, Umgestaltung, Recycling oder Downcycling? Ich weiß auch nicht, ob man von ‘ultimativ’ sprechen kann, ich ziehe es vor, vom Wiederverwendungspotenzial auf Komponentenebene zu sprechen.”

4. Welche weiteren legislativen und regulatorischen Schritte sind erforderlich?

“Es bleibt noch viel zu tun. Zunächst muss zum Beispiel in den Gesetzen und Verordnungen geklärt werden, was Kreislaufwirtschaft eigentlich ist. Jeder muss in der Lage sein, auf etwas hinzuarbeiten. Denken Sie an finanzielle Aspekte, aber auch an die Entwicklung der Infrastruktur rund um die Materialströme. Ja, mehr Vorschriften könnten dabei helfen, aber gleichzeitig appelliere ich an die Bauwirtschaft, selbst Verantwortung zu übernehmen und das Thema noch ernster zu nehmen.”

5. Wann sind Sie zufrieden?

“Zum Glück sehe ich viel Bewegung in der Branche. Zulieferer und Hersteller werden aufmerksam. Ich bin zuversichtlich, dass wirklich kreisförmiges Bauen eines Tages machbar sein wird. Ja, wie großartig wäre es, wenn wir dann eine Bauindustrie ohne Beton- oder Stahlabfälle hätten? In der Welt von morgen ist Abfall ein Konstruktionsfehler.

Dr. Elma Durmisevic ist Architektin und Expertin für zirkuläres Bauen und eine Vorreiterin bei der Entwicklung von Metriken für zirkuläres Design, einschließlich des Potenzials für die Abtrennbarkeit und Wiederverwendung von Baumaterialien. Ihre Indikatoren sind in den EU-Richtlinien für Kreislaufbau und in der ISO-Norm 20887:2020 enthalten. Sie gründete 4D Architects. Außerdem leitet sie das EU-Labor für zirkuläres Bauen - GTB Lab Green Transformable Building Lab, in dem sie reversible, zukunftsfähige Bausysteme erforscht. Ihre Arbeit dient immer dem Ziel: ein Bausektor ohne Abfall. Sie setzt sich für einen grundlegenden Wandel im Designdenken ein.

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