In der Welt des Bauwesens sind Themen wie Qualität, Sicherheit, Umwelt und Nachhaltigkeit ein heißes Eisen. Zertifikate in diesem Bereich spielen daher bei Ausschreibungen zunehmend eine Rolle. Nicht zertifiziert? Kein Auftrag. Das NCI bringt Ordnung in den Zertifikatsdschungel und sagt Ihnen, worauf Sie bei der Bewerbung um ein Zertifikat achten müssen.
Text | Liliane Verwoolde Bild | NCI
Die meisten Zertifikate fallen unter die so genannten "Managementzertifikate" und garantieren ein gut funktionierendes Managementsystem. Zu diesen Zertifikaten gehören VCA, ISO 9001, 14001, 45001 und 27001 sowie die CO2-Leistungsleiter. Neu ist die Safety Culture Ladder, die angibt, inwieweit die Unternehmenskultur auf Sicherheit und Gesundheit ausgerichtet ist. Diese Norm wird nicht von den Managementzertifikaten abgedeckt.
Hanneke de Vries: "Ein Zertifikat muss in einer Organisation leben".
Wenn Sie sich als Bauunternehmen zertifizieren lassen wollen, ist eine gründliche Vorbereitung auf den Zertifizierungsprozess ein Muss, betont Hanneke de Vries, Direktorin des NCI: "Entscheiden Sie zunächst, ob Sie den Aufbau des Managementsystems selbst in die Hand nehmen oder mit Hilfe eines Beratungsunternehmens durchführen wollen. Planen Sie dann ausreichend Zeit für die Vorbereitung ein. Dem externen Audit durch eine Zertifizierungsstelle gehen unter anderem ein internes Audit und ein Management-Review voraus. Diese zeigen, ob das eingeführte Managementsystem geeignet, angemessen und wirksam ist. Denken Sie auch daran, dass die Zertifizierung eines Managementsystems erst drei Monate nach dessen Einführung möglich ist! Melden Sie sich rechtzeitig bei der Zertifizierungsstelle an. Sobald der Termin feststeht, haben Sie einen Anhaltspunkt und sind motiviert, die Vorbereitungen für die Zertifizierung abzuschließen."
Ein erhaltenes Managementzertifikat bedeutet eine Verpflichtung für den Zeitraum von drei Jahren. Im ersten Jahr durchläuft man das Audit, bei dem das gesamte Managementsystem bewertet wird. Im zweiten Jahr wird ein Teil der Komponenten stichprobenartig reauditiert. Wird dies positiv bewertet, behält das Zertifikat seine Gültigkeit. Im dritten Jahr werden die verbleibenden Komponenten geprüft, woraufhin das Zertifikat - bei positiver Bewertung - ein weiteres Jahr gültig ist. Nach drei Jahren ist eine Rezertifizierung erforderlich.
De Vries: "Als Zertifizierungsstelle wissen wir, dass eine Zertifizierung Engagement erfordert. Deshalb senden wir der betreffenden Organisation zwei Wochen im Voraus einen Auditplan zu, in dem genau angegeben ist, wie und wann das Audit stattfinden wird und wer es durchführen wird. Obwohl das NCI kein Beratungsgremium ist, sind unsere Auditoren bestrebt, ein Wir-Gefühl zu schaffen, das Gefühl von 'Together to the next level'."
In der Regel ist die Mehrzahl der Zertifizierungsprozesse erfolgreich. De Vries sieht aber auch immer wieder Fallstricke: "Organisationen verkennen, dass die Umsetzung von Management und Mitarbeitern getragen werden muss. Es funktioniert nicht, wenn man eine Person damit betraut, die die volle Verantwortung trägt. Ein Zertifikat muss in der Organisation leben. Alle sollten das ganze Jahr über daran arbeiten, mit der Absicht, dass es allen besser geht. Natürlich verstehe ich, wenn Organisationen ihr SCC schnell erhalten wollen, um bei einer Ausschreibung konkurrieren zu können, aber auch dann bleibt eine intrinsische Motivation notwendig."