Es gibt eine Reihe von großgesellschaftlichen Aufgaben, die schon zu lange auf dem Tisch liegen. Dazu gehört natürlich die Dringlichkeit des Wohnungsbaus und der Sanierung der Infrastruktur. Aber ja, um bauen und sanieren zu können, brauchen wir Rohstoffe. Gleichzeitig gibt es berechtigte Klima-Herausforderungen und Nachhaltigkeits-Ambitionen. Kurzum: Welche Lösung gibt es beispielsweise für diese Abfallströme und die Wiederverwendung von Materialien?
Wir sprechen mit der sichtlich begeisterten Tjibbe Winkler, die die Antwort auf die gestellten Fragen kennt: Kreislaufwirtschaft. "Und damit meine ich nicht nur den eigentlichen Kreislauf der Rohstoffe, sondern auch den Kreislauf der Finanzen und der Daten."
Winkler schätzt, dass sich die Ausfallkosten im Baugewerbe in den Niederlanden aufgrund von Ineffizienz auf etwa 16 Milliarden Euro jährlich belaufen. "Es gibt etwas zu gewinnen", sagt er. "Zunächst ist es wichtig, dass wir andere Kompetenzen bei den Menschen und Organisationen in der Kette entwickeln. Schließlich machen wir neue Dinge. Zum Beispiel die strukturelle Anwendung von zementfreiem Beton der Gruppe Theo Pouw wie bei den Floriade-Brücken. Das erfordert Mut, und zwar nicht nur von dem Bauunternehmen Reimert. Ich frage mich, warum wir in der heutigen Zeit, in der buchstäblich so viele neue Herausforderungen auf uns zukommen, immer wieder die Standardlisten durchgehen und sie abhaken. Hier geht es auch viel mehr um eine effektivere Interaktion zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, um gemeinsam bessere Lösungen zu finden und um ein klareres Bild davon zu haben, wo beispielsweise Materialien wiederverwendet werden können. Das DuraVermeer verwendet zum Beispiel vorhandene Träger der A27-Fußgängerbrücke für eine der Floriade-Brücken. Wir müssen erkennen, dass es notwendig ist, Abfallströme in neue Rohstoffe zu verwandeln. Und zwar in der kürzest möglichen Kette. Das ist die Grundlage für die notwendige Kreislaufwirtschaft. Die Ausweitung erfolgreicher Pilotprojekte ist in dieser Hinsicht entscheidend.
Winkler sieht sich als Motor für die Schaffung neuer Formen der Zusammenarbeit. "Kettenkooperationen, neue Geschäftsmodelle, inspirierende Pilotprojekte... kurz gesagt, es muss ein Systemwechsel stattfinden.
Ist Nachhaltigkeit teurer geworden? Nachhaltigkeit wird - so Winkler - noch zu oft als Kostenfaktor gesehen. "Eine nachhaltige, manchmal höhere Investition kann das Management durch mittelfristige Renditen letztlich billiger machen. Es gibt einen riesigen Querschnitt aller möglichen Faktoren, die die Kosten des 'Managements' senken können - wenn sie richtig kombiniert und gut ausgewählt werden."
Winkler hat also eine klare Anziehungskraft auf die Industrie.
"Zum Beispiel sollten wir uns buchstäblich vom Zement im Bauwesen verabschieden und anderen Möglichkeiten der Verbindung Raum geben. Wir sind seit 200 Jahren zementiert, aber es gibt andere Möglichkeiten. Ich plädiere auch dafür, verschiedene Restströme zu kombinieren. Diese Vielfalt bietet neue Möglichkeiten. Und schließlich ist auch die Wiederverwendung von Beton eine ernsthafte Option. Durch den geschickten Einsatz von Materialien kann man Brücken ein zweites Leben geben. Das Endergebnis? Weniger Abfall von Rohstoffen. Also mehr Nachhaltigkeit. Und... wenn wir Glück haben, werden dadurch 16 Milliarden an Ausfallkosten eingespart. Und das sind Kosten, die letztlich die Bürgerinnen und Bürger tragen, jedes Jahr, ohne dass sie einen sozialen Nutzen haben.
Siehe auch www.bruggencampus.nl und www.gca-almere.nl.