Im 15. Jahrhundert stellten zwei Brüder aus Maaseik die Kunstwelt auf den Kopf. Jan und Hubert van Eyck perfektionierten die Technik der Ölmalerei und verliehen der Malerei einen neuen Glanz, mit dem ‘Mystischen Lamm’ als Orgelpunkt. Mit hauchdünnen Farbschichten, die Farbe, Licht und Schutz miteinander verbinden, gelang ihnen eine Innovation in Bezug auf Ästhetik und Haltbarkeit.
Sechs Jahrhunderte später geht es bei Bjond, dem Beratungsunternehmen von Maaseiker, das dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen feiert, um dasselbe Prinzip. “Auch bei uns geht es um dünne Schichten, die einen Unterschied machen”, sagt Gründer Jo van Montfort. “Nur arbeiten wir nicht mit Gemälden, sondern mit Stahl und Beton. Unsere Beschichtungen schützen andere Kunstwerke wie Brücken, Tanks und Stadien vor Korrosion und geben ihnen ein Aussehen, das zu ihrer Funktion passt.”

Wo Kunsthistoriker mit Röntgenstrahlen und Spektrometern arbeiten, setzt Bjond fortschrittliche Messmethoden ein, um Beschichtungen in Bau und Industrie auf den Grund zu gehen. Das Unternehmen arbeitet mit der elektrochemischen Impedanzspektroskopie (EIS), einer Technik, die in den Niederlanden und Belgien kaum bekannt war, als Bjond damit begann. “Vergleichen Sie es mit einer medizinischen Untersuchung”, erklärt Van Montfort. “Über ein schwaches elektrisches Signal in der Lackschicht messen wir, wie sie reagiert. So erhalten wir Einblick in den Zustand der Schicht, ohne zu kratzen oder zu bohren. Es ist genau wie bei den Van Eyck-Gemälden: Der eigentliche Wert liegt in der Konservierung, also will man auf keinen Fall etwas beschädigen.”

Bjonds Projekte veranschaulichen die Bandbreite ihres Fachwissens. Nehmen wir die ikonische Zeelandbrug: Als längste Brücke der Niederlande ist sie ständig salzhaltiger Luft und Stürmen ausgesetzt. Bjond setzte verschiedene fortschrittliche Techniken ein, um den Zustand der Schutzbeschichtung zu untersuchen, ohne die Brücke zu beschädigen. Beim Philips-Stadion des PSV sorgte sie dafür, dass die Stahlkonstruktionen langfristig zuverlässig bleiben, während beim Nationalen Militärmuseum Ästhetik und Nachhaltigkeit in einem städtischen Kontext Hand in Hand gehen mussten. Für Infrabel untersuchte Bjond auch den Zustand von Eisenbahnbrücken - buchstäblich das Rückgrat des Verkehrs.
Ein sehr aktuelles Projekt sind die Offshore-Plattformen und Stahlfundamente von Windkraftanlagen mehrerer europäischer Kunden von TenneT. Gemeinsam mit seinen Kunden prüft Bjond Pläne zur Durchführung genauer EIS-Messungen vor Ort an den komplexen Beschichtungsschichten, die wichtige Ausrüstungen und Plattformstrukturen vor Korrosion durch Salzwasser, Sonneneinstrahlung und Sturmfluten schützen. “Eine Offshore-Umgebung ist unbestreitbar der ultimative Stresstest”, sagt Van Montfort. “Unsere Daten geben Offshore-Eigentümern und -Betreibern Gewissheit darüber, wie lange die Schutzschichten intakt bleiben.”
Bjond ist auch in Industrieanlagen von Bedeutung: von Lagertanks für Öl und Chemikalien bis hin zu Biovergärungsanlagen, in denen korrosive Gase den Stahl angreifen, und Tanks für die Fischzucht, in denen ständig Korrosion durch Wasser und Sauerstoff auftritt.

Für Van Montfort ist der Vergleich mit den Van Eycks mehr als nur eine nette Anekdote. “Ihre Gemälde sind immer noch ein Wunder an Technik und Schönheit. Wir versuchen, dasselbe in unserer Zeit zu erreichen, mit Infrastruktur und Industrieanlagen. Letztlich geht es um Nachhaltigkeit: Es geht darum, dass ein Kunstwerk - sei es ein Altarbild oder eine Eisenbahnbrücke - die Zeit überdauert.”

Zehn Jahre Bjond sind auch ein Blick in die Zukunft. Das Unternehmen arbeitet an permanenten Überwachungssystemen, die Echtzeitdaten liefern, so dass die Wartung vorausschauend geplant werden kann. “Das ist die Zukunft”, sagt Van Montfort. “Aber die Grundlagen bleiben dieselben: Man muss genau verstehen, was in dieser einen dünnen Materialschicht passiert.”
Von den raffinierten Ölfarben der Van Eycks bis zu den intelligenten Beschichtungen von heute - die Innovationsgeschichte von Maaseiker und Bjonds Beitrag zeigen, dass Nachhaltigkeit oft in fast unsichtbaren Details liegt.