Mit dem Rammen des ersten Pfahls am 13. Januar 2025 hat der Bau des neuen Gerichtsgebäudes in Almelo offiziell begonnen. Das neue Gerichtsgebäude, das sich direkt neben dem Bahnhof erhebt, verspricht ein markantes Wahrzeichen für die Stadt zu werden. Doch bis es soweit ist, müssen noch einige Herausforderungen gemeistert werden. Im vergangenen Juni wurde ein wichtiger Meilenstein in der komplexen Baugrube erreicht: das Gießen des mit Stahlfasern verstärkten Unterwasserbetonbodens.
Die Rechtbank Overijssel hat drei Standorte, von denen der Standort Almelo dringend renovierungsbedürftig war. Das derzeitige Gebäude entspricht nicht mehr den heutigen Sicherheitsanforderungen und kann nicht nachhaltig betrieben werden. “Das alte Gebäude war veraltet, aber es war wichtig, dass das Gericht in Almelo bleibt”, erklärt Ronald Rientjes, Projektleiter bei Rijksvastgoedbedrijf (RVB). Im Jahr 2018 wurde daher beschlossen, ein neues Gerichtsgebäude zu bauen. Die Wahl fiel auf ein Grundstück des ehemaligen Textilherstellers Ten Cate, direkt neben dem jetzigen Standort. Nach einem sorgfältigen Verfahren wurde die Ausschreibung im Jahr 2023 abgeschlossen und Dura Vermeer Bouw Hengelo erhielt den Zuschlag. Das neue Gebäude wird etwa 10.000 m² groß sein und Platz für etwa 200 Arbeitsplätze, zehn kleinere Gerichtssäle und zwei große Säle mit öffentlichen Galerien bieten. Außerdem wird es einen 2.000 m² großen Parkplatz und einen unterirdischen Zellenkomplex geben. Die Fertigstellung ist für Anfang 2028 geplant.

Unter der Erde lauert eine der größten technischen Herausforderungen des Projekts: die Baugrube. “Wir befinden uns hier mitten in der Stadt, umgeben von dem bestehenden Gericht, dem Finanzamt und dem Bahnhof”, sagt Peter Beijleveld, Tiefbauspezialist bei Dura Vermeer. “Die Kunst bestand darin, eine Konstruktion zu finden, die keine negativen Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel hat und somit keine Risiken für die Umgebung birgt. Daher wurde ein innovativer Ansatz mit elf bis vierzehn Meter tiefen Spundwänden und einem fast einen Meter dicken, mit Stahlfasern verstärkten Unterwasserbetonboden gewählt. ”Normalerweise wird ein solcher Boden mit einer herkömmlichen Bewehrung versehen, aber bei einer Tiefe von sechs Metern ist das fast unmöglich“, erklärt Beijleveld. Dank der Stahlfasern wurde der Boden stärker, wasserdichter und dünner: etwa neunzig statt 120 Zentimeter. Dies führte nicht nur zu einer einfacheren Konstruktion, sondern auch zu einer erheblichen Verringerung des Betonverbrauchs: etwa 1.500 m³ weniger. Das Gießen des Bodens war eine Operation für sich. Der Beton wurde fast 48 Stunden lang ununterbrochen gegossen, wobei ein schwimmender ”Schwimmer‘ die Mischung gleichmäßig verteilte. ’Alles musste nass in nass verbunden werden, und das erfordert äußerste Präzision, vor allem bei wechselnden Wetterbedingungen. Es war aufregend, aber das Ergebnis ist hervorragend. Keine Risse, nichts.“

Für Dura Vermeer Hengelo bedeutet dieses Projekt, in der eigenen Region zu arbeiten, denn das Bauunternehmen mit Sitz in Hengelo ist nur zwölf Kilometer entfernt. Projektleiter Ruud Damhuis unterstreicht den Stolz: “Wir bauen nicht das größte Projekt in unserer Geschichte, aber eines der speziellsten. Die Herausforderungen liegen in der Baugrube, der Fassade und dem Ausbau. Und wir tun dies in enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern und dem Architekten Paul de Ruiter.” Das Design ist gleichzeitig verbindlich und zugänglich, passend zur lokalen Atmosphäre. Die Bezüge zur Textilgeschichte von Almelo wurden bewusst gewählt. In den Gerichtssälen werden textile Wandverkleidungen aus Eiche und recyceltem PET-Filz verwendet, die nicht nur die Akustik verbessern, sondern auch eine kulturelle Verbindung zur Vergangenheit der Stadt herstellen. Auch die Fassade wird ein Blickfang sein: schlanke Betonelemente, kombiniert mit vorgehängten Aluminiumfassaden und nachhaltigem Holz, das für ein warmes Aussehen sorgt. “Wir wollten ein Gebäude, das repräsentativ und nachhaltig ist und auch langfristig schön bleibt”, sagt Rientjes.

Die Nachhaltigkeit spielt bei der Planung und Ausführung eine zentrale Rolle. Das Gebäude erfüllt fast die Paris-Proof-Normen und erreicht hohe Werte bei der MPG. Es wird über Wärmespeicher, Sonnenkollektoren und Dreifachverglasung verfügen. Auch bei der Konstruktion wurde nach wiederverwendbaren Lösungen gesucht: Komponenten wie Stahlkonstruktionen und Hohlkörperplatten können laut Damhuis in Zukunft problemlos wiederverwendet werden. “Auch die Baustelle wurde so nachhaltig wie möglich gestaltet. So arbeiten wir beispielsweise mit vollelektrischen Kränen, und die begrenzte Stromkapazität wird mit Batteriespeichern geschickt ausgenutzt. Die Baustelle wird tagsüber mit Strom versorgt, während die Batterien nachts aufgeladen werden, um Dieselgeneratoren zu vermeiden.’
Der Prozess vom Entwurf bis zur Ausführung war von einer engen Zusammenarbeit zwischen der RVB, dem Gericht und Dura Vermeer geprägt. “Durch die Aufteilung des Projekts in zwei Bahnen - ein Team für die Baugrube und ein Team für den weiteren Entwurf - konnte Zeit gespart und die Abstimmung mit den Nutzern optimal organisiert werden”, sagt Damhuis. Für Rientjes ist das Ergebnis vielversprechend: “Wir haben schon große Höfe realisiert, zum Beispiel in Amsterdam, aber dieser kleinere Maßstab und die lokale Verankerung machen Almelo einzigartig. Es wird ein Gebäude sein, das die Sprache der Stadt spricht”. Damhuis stimmt dem zu: “Für uns ist dies ein Projekt, das uns sehr am Herzen liegt, auf das wir sehr stolz sind und für das wir uns sehr engagieren. Es ist keine Standardaufgabe, sondern eine, die Einfallsreichtum und Zusammenarbeit erfordert. Genau das macht es zu etwas Besonderem.”
Wenn alles nach Plan läuft, wird das neue Gericht Anfang 2028 bezugsfertig sein. Almelo wird dann über ein modernes, nachhaltiges und repräsentatives Gerichtsgebäude verfügen, das für die nächsten Jahrzehnte Bestand haben wird. Davon profitiert nicht nur die Justiz, sondern auch die Stadt: Das markante Gebäude wird schon bald einen Ankerpunkt in der Eisenbahnzone bilden und ein neues Symbol für eine Stadt, die ihre Vergangenheit ehrt und ihre Zukunft gestaltet.