Gute Nachrichten für die belgischen Klima- und Umweltbestrebungen: Der erste Recycling-Beton wurde für die Massenproduktion zugelassen, so dass kreisförmiger Beton von nun an breit einsetzbar ist. Es handelt sich dabei um ein Produkt des in Mechelen ansässigen Unternehmens Jacobs Beton. Die ersten Gebäude mit dem zugelassenen grünen Beton werden daher derzeit in Mechelen gebaut. Dort werden im Stadtteil Komet rund 4.000 Kubikmeter runder Beton verbaut. Ein nicht zu unterschätzender Meilenstein, denn der gesamte Materialverbrauch im Bausektor ist für 5 bis 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen sowie für 30 Prozent der weltweiten Abfälle verantwortlich. "Wir können endlich damit beginnen, etwas dagegen zu tun, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen", sagt Alexandre Huyghe von Revive, dem Entwickler des Komet-Viertels.
In den letzten Jahren gab es in Belgien einige Bauprojekte, bei denen Rundbeton verwendet wurde. Dabei gibt es aber immer ein großes Problem: Für jedes Projekt muss der recycelte Beton jedes Mal neu geprüft und zugelassen werden. Und dieser Beton darf dann nur für dieses spezielle Projekt verwendet werden. Genau dieses mühsame und zeitraubende Verfahren kann nun in den Papierkorb wandern. Der Mechelner Hersteller Jacobs Beton ist das erste Betonwerk in Belgien, das die allgemeine Benor-Zulassung für die Herstellung seines runden Betons erhalten hat.
"Konkret bedeutet dies, dass unser Recyclingbeton nun nicht mehr an ein bestimmtes Bauprojekt gebunden ist. Wir können ihn jetzt auf breiter Basis vertreiben, da er nicht mehr für jedes Projekt einzeln geprüft und zugelassen werden muss. Mit anderen Worten: Das große Tor öffnet sich jetzt für Belgien. Belgien kann endlich damit beginnen, kreisförmigen Beton in industriellem Maßstab zu verwenden". Kurt Jacobs, Direktor von Jacobs Concrete.
Der grüne Beton verspricht auch eine gleichwertige Qualität wie der übliche Standard. In Bezug auf Festigkeit, Benutzerfreundlichkeit und Materialbeständigkeit steht er den herkömmlichen Alternativen in nichts nach.
Die ersten Gebäude mit diesem neuen runden BENOR-Beton werden derzeit in Mechelen gebaut. Die Gebäude des künftigen Mechelner Wohngebiets Komet werden zu 30 Prozent aus Beton mit rezyklierten Betonzuschlägen bestehen, was etwa 5.000 Kubikmetern entspricht.
"Wir sparen mehr als 1.500 Tonnen natürliche Betonzuschläge. Zum einen ersparen wir uns damit die Fahrt von 50 großen Lkw von den Steinbrüchen in Wallonien zu unserer Baustelle, also 7.500 schwer beladene Transportkilometer. Das ist natürlich gut für die C02-Emissionen - und für unsere überlasteten Straßen. Andererseits verringern wir auch den belgischen Berg von Bau- und Abbruchabfällen. Und das Wichtigste: Wir tun dies alles, ohne die Qualität oder Festigkeit des Betons zu beeinträchtigen." Alexandre Huyghe, CEO von Revive
Die Partner, die gemeinsam mit Jacobs Beton das Projekt ermöglicht haben, sind der Immobilienentwickler Revive, das Ingenieurbüro VK Architects & Engineers und das Bauunternehmen Democo. Die Entwürfe für das Komet-Viertel stammen von den Architekturbüros Binst Architects und Areal Architects.
"Als Studienbüro mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit war es für uns logisch, mit Revive in den Dialog zu treten - zumal sie auch darauf großen Wert legen - mit dem Ziel, für das Komet-Projekt Beton mit rezyklierten Betonzuschlägen zu verwenden. Für uns geht es dabei vor allem darum, Verantwortung zu übernehmen. Immerhin ist unsere Branche, die Bauindustrie, für 50 Prozent aller von Menschen abgebauten Rohstoffe verantwortlich. Außerdem verursachen wir 30 Prozent aller Abfälle, vor allem Betonabfälle. Es ist also einfach unsere Pflicht, etwas dagegen zu tun, indem wir die Menge der Abbruchabfälle minimieren. Koen Feyaerts, Projektingenieur C&S bei VK Architects & Engineers
Dass das Immobilienprojekt in Mechelen mit dieser nachhaltigen Innovation aufwartet, sollte eigentlich nicht überraschen. Der Projektentwickler Revive versprach bereits vor einigen Jahren, dass Komet das nachhaltigste Viertel Mechelens werden würde. Neben dem kreisförmigen Beton sehen die Pläne auch mehr als 2.000 Quadratmeter Sonnenkollektoren und 15.000 Quadratmeter Grünflächen vor. Alle 320 Häuser und Wohnungen werden ohne fossile Brennstoffe mit Wärmepumpen beheizt.
Die Bauprojektpartner sehen in ihrem Recyclingbeton auch eine starke Antwort auf den jüngsten Klimagipfel (COP26) in Glasgow.
"Damit wollen wir den Unterschied zwischen 'Reden' und 'Handeln' deutlich machen. Denn auf der vergangenen Klimakonferenz in Glasgow wurde wieder viel geredet und wenig gehandelt. Unsere Botschaft lautet also: Die Zeit der Versprechungen ist vorbei, es ist Zeit zum Handeln. Und genau deshalb legen wir großen Wert auf Innovation, denn nur so kann man wirklich etwas bewegen. Kreislaufbeton ist das perfekte Beispiel dafür." Alexandre Huyghe, CEO von Revive
Das neue Wohngebiet befindet sich derzeit noch im Bau. Der erste der drei Bauabschnitte - mit rund 128 Wohneinheiten - wird Ende 2022 abgeschlossen sein. Der zweite Bauabschnitt wird etwa im Sommer beginnen.