Vor etwa vier Jahren habe ich zusammen mit meinen Partnern Wessel van Beerendonk und Lucas ter Hall eine neue Art von Architekturbüro gegründet. Ein ehrgeiziges Büro, das sich nicht durch den industriellen Standard einschränken lässt. sondern nutzt stattdessen die Freiheit der individuellen Gestaltung. Ausgestattet mit einer fortschrittlichen Werkstatt würde es sich auf die Entwicklung und Anwendung neuer digitaler Design- und Produktionsmethoden konzentrieren. Auf diese Weise könnten wir die unbegrenzten Möglichkeiten der digitalen Welt in die Realität umsetzen und unsere gebaute Umwelt effizienter und attraktiver gestalten. Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, nannten wir unser Unternehmen Studio RAP - Robotics, Architecture & Production.
Léon Spikker, Mitbegründer von Studio RAP (studiorap.nl) und RAP Tech (raptech.io)
Nach einem Jahr des Tüftelns wurden Prototypen unserer Entwürfe von der Rotterdamer Hafenbehörde bemerkt und wir durften unseren ersten Pavillon entwerfen und bauen: ein kleines Bürogebäude mit einem robotergefertigten, doppelt gekrümmten Holzgewölbe als Dach. Bei diesem Projekt hatten wir den gesamten Arbeitsablauf selbst in der Hand, vom Entwurf und der Konstruktion bis zur Produktion und Montage. Das Ergebnis war beeindruckend: ein kleines, aber integres Gebäude, das unsere Vision verkörperte: die Nutzung der Freiheit der Form mit neuen digitalen Design- und Produktionsmöglichkeiten. Und mit einer neuen Rolle für den Architekten als Baumeister. Das Projekt - SkilledIn Office - erhielt eine goldene Note, als wir mit ihm sowohl den niederländischen Baupreis als auch den Arc16-Innovationspreis gewannen. Das war eine Anerkennung sowohl von der Branche als auch von unseren Kollegen und eine große Motivation, weiterzumachen.
Diese Aufmerksamkeit brachte die richtigen Parteien auf unseren Weg. Während wir anfangs gezwungen waren, alles selbst zu machen, konnten wir nun auf das Wissen und die Fähigkeiten von Partnern bauen, die sich für Innovationen begeistern: von Ingenieuren mit einer Leidenschaft für parametrisches Design bis hin zu Betonherstellern, mit denen wir die 3D-Drucktechnologie entwickeln. So konnten wir uns in den letzten Jahren auf unser eigenes Fachwissen konzentrieren und bei verschiedenen Projekten und Materialien Risiken eingehen: von 3D-gedruckten Keramikfassaden und robotergestapelten Wänden aus Restholz bis hin zu Rotterdams neuen betongedruckten Wassertaxi-Haltestellen. Projekte, die nicht nur uns und dem Kunden, sondern auch allen anderen Beteiligten Energie und Perspektive geben.
Diese Anpassung nahm vor zwei Jahren in unserem Spin-off RAP Tech andere Formen an. Im Rahmen von RAP Tech wird die in den Studio-RAP-Projekten entwickelte experimentelle Steuerung zu einer benutzerfreundlichen professionellen CAM-Software u. a. für 3D-Druck, Fräsen und Robotermontage weiterentwickelt. Diese ist auf die Materialien und Prozesse innovativer Kunden wie VDL und Bruil und viele andere zugeschnitten. Dabei sehen wir, dass unser Wissen neben den architektonischen Wunderwerken von Studio RAP einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und Digitalisierung des Bausektors leisten kann. Vier Jahre nach unserer Gründung haben wir uns in dieser Vision bestärkt. Die Automatisierung des Bauwesens hat unwiderruflich begonnen und die Vorteile der Digitalisierung tragen zur Qualität des riesigen Baubedarfs der kommenden Jahrzehnte bei. Denn genau darin liegt der Mehrwert der Digitalisierung, der Robotisierung und des 3D-Drucks: in der Schaffung eines Mehrwerts für die Kunden. Und weil die Individualisierung nachfrageorientiert ist, können sich Kunden mit einer Vision endlich dem Bau zuwenden. Das Ergebnis ist, dass ein Gebäude nicht nur eine Ansammlung von Beton und Stahl ist, sondern vielmehr ein architektonischer Ausdruck von Ambitionen!
Ich möchte den Stift" an Vincent Wegener weitergeben, den Geschäftsführer von RAMLAB, einem Unternehmen, das den 3D-Metalldruck in großem Umfang unter anderem in der Schifffahrt und im Bausektor einsetzt.