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Groningen, Feringa-Gebäude | Ein Gebäude der Kontraste

Groningen, Feringa-Gebäude | Ein Gebäude der Kontraste

Auf dem Campus der Universität Groningen wird derzeit das Feringa-Gebäude gebaut, ein neues Gebäude für die Fakultät für Naturwissenschaften und Technik. Es ist ein Gebäude der Gegensätze. Einerseits muss wegen der schwingungsfreien Räume, die als Labore eingerichtet werden, so viel Stabilität wie möglich eingebaut werden - das Feringa-Gebäude wird bald eines der größten Laborgebäude in den Niederlanden und sogar in der Universitätswelt sein. Andererseits muss das Gebäude ausreichend flexibel sein, um Erdbeben standhalten zu können. Ein Interview mit Eddy Wiegertjes, Projektleiter beim Hauptauftragnehmer Ballast Nedam, und Martin Kranenborg, Geschäftsführer im Auftrag der Universität Groningen.

Der bestehende Komplex Nijenborgh 4 der Fakultät für Natur- und Ingenieurwissenschaften ist nicht mehr zufriedenstellend. "Es handelt sich um ein veraltetes Gebäude aus dem Jahr 1968, das ersetzt werden muss", beginnt Kranenborg. "Eine Renovierung erwies sich als nicht zielführend und zu kostspielig, so dass bald die Entscheidung für einen kompletten Neubau, das Feringa-Gebäude, getroffen wurde." Das Gebäude ist nach Professor Dr. Ben Feringa benannt, der seine mit dem Nobelpreis ausgezeichneten chemischen Forschungen an der Fakultät für Natur- und Ingenieurwissenschaften (und im heutigen Gebäude Nijenborgh 4) durchführte und wo auch Professor Dr. Frits Zernike seinen Nobelpreis für Physik (1953) erhielt.

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Alles in allem hat das Feringa-Gebäude ein beachtliches Volumen von nicht weniger als 350.000 m³, eine Grundfläche von 64.000 m², eine Gesamtlänge von 260 Metern und eine Breite von 63 Metern.

 

Volumen von 350.000 m³

Das neue Fakultätsgebäude wurde vom Architekturbüro Ector Hoogstad entworfen und besteht aus einer Folge von drei V-förmigen Flügeln. Diese Struktur bietet viele Möglichkeiten in Bezug auf Ausblicke, Tageslicht und Erweiterungsmöglichkeiten. Insgesamt hat das Feringa-Gebäude ein stabiles Volumen von nicht weniger als 350.000 m³, eine Grundfläche von 64.000 m², eine Gesamtlänge von 260 Metern und eine Breite von 63 Metern. Neben Büro- und Vorlesungsräumen wird das Gebäude auch eine Vielzahl von Speziallabors beherbergen, darunter physikalische, (bio)chemische und schwingungsfreie Labore. Insgesamt wird es bald 450 Abzüge, 30 Laserlabore und über 3 Kilometer Labortische geben. "Der Bau wird in Phasen erfolgen", sagt Wiegertjes. "Im Sommer 2019 haben wir mit Phase 1 begonnen, die sich in zwei Teilprojekte A und B gliedert. Zunächst wird das Teilprojekt 1A vollständig fertiggestellt, so dass bereits die ersten Forschungsgruppen der Fakultät einziehen können. Nach Abschluss von Phase 1B werden einige bestehende Teile von Nijenborgh 4 abgerissen, um Platz für Phase 2 zu schaffen. Diese wird Anfang 2022 beginnen und im Sommer 2023 abgeschlossen sein."

Seismische Anforderungen

Das Erdbebenproblem in Groningen betrifft auch das Feringa-Gebäude. "Die Energy Academy Europe war das erste Gebäude auf unserem Campus, das nach der niederländischen Praxisrichtlinie (NPR) für erdbebensicheres Bauen gebaut wurde", sagt Kranenborg. "Es handelt sich dabei um eine Norm, die sich auf der Grundlage fortschreitender Erkenntnisse und des seismischen Verhaltens des Untergrunds ständig weiterentwickelt. In der neuesten Version wurde das Risikoprofil weiter gesenkt." Wiegertjes fügt hinzu: "Wenn wir das Feringa-Gebäude jetzt neu bauen würden, sähe das Bauwerk zweifellos wieder anders aus. Die seismischen Anforderungen wiegen schwer in der gesamten Konstruktion. Es kommt darauf an, das Gebäude strukturell stark und flexibel genug zu machen, um einem Erdbeben standzuhalten und den Schaden so gering wie möglich zu halten."

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Zunächst wird das Teilprojekt 1A vollständig abgeschlossen sein, so dass die ersten Forschungsgruppen der Fakultät bereits einziehen können.

 

Milchmädchen

Strukturell sind die V-förmigen Flügel in einzelne Gebäudeteile unterteilt, die sich unabhängig voneinander bewegen können und auf sogenannten Stabilitätswänden gegründet sind. "Die Flügel selbst bestehen aus einer Stützenkonstruktion, einer Stahlkonstruktion mit Trägern, die die Betondecken tragen. Die Abtragung erfolgt nach oben", erklärt Wiegertjes. "Die Kräfte werden über die Stützen abgeleitet und in die Mitte zurückgeführt, wo die Stützen stehen. Eine Bauweise, die wir intern das 'Milchmädchen' nennen. Die Struktur wird vom Erdgeschoss bis zum zweiten Stock mit provisorischen Stützen gebaut. Sobald die darüber liegende Fachwerkkonstruktion 'gespannt' ist, können die temporären Stützen entfernt werden."

Einer der Außenbereiche in der V-Struktur wird mit einem Giebel überdacht, wodurch ein Atrium entsteht. "Dies wird das Herzstück des Gebäudes sein", sagt Kranenborg. "Anstelle eines Glasdachs wurde ein Luftkissendach aus Kunststoff mit einer Gesamtfläche von 300 m² gewählt. Es ist nicht nur eine ästhetisch ansprechende Lösung, sondern auch eine erdbebensichere Wahl." Mit dem Feringa-Gebäude, dem "Haus der Nobelpreisträger", unterstreicht die RUG ihre Ambitionen, weiterhin einen Beitrag zu wichtigen internationalen Forschungsbereichen wie Chemietechnik, (Nano-)Technologie, Materialforschung und Astronomie zu leisten. Wenn das Gebäude demnächst fertiggestellt ist, wird es rund 1 400 Studierende und 850 Mitarbeiter beherbergen.   

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