Plattform zu Beton und Stahl im Bauwesen
Innovation und Erfahrung bestimmen das Design
Die Umgestaltung begann 2022 mit der Renovierung der Fassaden und Dächer. (Bild: Van Gendt Hallen/Arjan Veldt Fotografie)

Innovation und Erfahrung bestimmen das Design

Umwandlung Van Gendt Hallen Amsterdam

Die Van-Gendt-Hallen auf der Amsterdamer Insel Oostenburg waren lange Zeit ein Symbol für industrielle Innovation. Die fünf riesigen, miteinander verbundenen Hallen wurden 1886 von der Koninklijke Nederlandsche Fabriek van Werktuigen en Spoorwegmaterieel, später Werkspoor, nach einem Entwurf von A.L. van Gendt gebaut. Unzählige Dampf- und später auch Diesellokomotiven wurden hier gebaut, bis 1995 die letzte Diesellok das Stork-Werkspoor-Dieselwerk verließ. Hätten die Anwohner nicht gegen die Abrisspläne protestiert, gäbe es die Hallen heute nicht mehr. Inzwischen steht der Komplex unter Denkmalschutz und der Eigentümer Eduard Zanen hat große Pläne für die Van Gendt Hallen. 

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Impression des Bocks am VOC-Kai. (Bild: Van Gendt Hallen)

Die Bruttogeschossfläche der fünf zusammenhängenden Hallen wächst durch die Umgestaltung von 13.000 m2 auf 25.000 m2. Auf diese Weise schafft Zanen in einem kürzlich verdichteten Teil der Stadt ein wirkungsvolles und innovatives Programm mit Büros, Gastgewerbe, nachhaltigen Start-ups und Scale-ups, einer Reihe von Wohnungen und dem Drift Museum. Letzteres wird über 8 000 m2 für groß angelegte, meist experimentelle Kunst mit bewegten Bildern und Installationen verfügen. Bei der Realisierung wird der monumentale und industrielle Charakter des Gebäudes sorgfältig bewahrt. 

Das Architekturbüro Braaksma & Roos Architects hat das Gebäude umgebaut. Es hatte Zanen bereits mit seiner viel beachteten Umgestaltung des LocHal in Tilburg beeindruckt. "Alte Artefakte wie Fettgruben, Kranbahnen und bunte Patina wurden dort belassen, der Kunde war davon sehr begeistert", sagt Projektarchitektin Christina Kaiser. "Auch die Van Gendt Hallen sind voller Gebrauchsspuren, alter Anlagen, Schächte, Rohre und Kranbahnen. Außerdem wurden je nach industrieller Funktion immer wieder neue Öffnungen in die Mauerwerksfassaden geschlagen, Türen versetzt und Dächer verändert. Mit anderen Worten: eine dynamische Hülle. Diese haben wir intakt gelassen und, wo nötig, repariert. In der Zwischenzeit wurden die stählernen Kranbahn- und Fachwerkkonstruktionen sowie alle Industrieanlagen gereinigt und ansonsten so wenig wie möglich behandelt."

Dachprofil

Mit der Wiederanbringung der charakteristischen Dampfhauben auf den Dachfirsten von vier der fünf Hallen erhielt das Gebäude sein ursprüngliches Dachprofil zurück. Die aus einem Verbundwerkstoff aus Bioharz und recycelten PET-Flaschen hergestellten Hauben sind nicht nur langlebig und feuerfest, das Material ist auch leicht und stark genug, um Sonnenkollektoren zu tragen. Gleichzeitig wurden die Oberlichter, die im Laufe der Zeit ebenfalls ausgetauscht oder geschlossen wurden, an ihren ursprünglichen Platz zurückgebracht. Durch den Einbau von Vakuumglas in die restaurierten Stahlgussrahmen wurde eine schlanke Lösung gefunden, die gleichzeitig nicht zu schwer wurde. Die alten Simsbetonplatten der Hallen 4 und 5 wurden sichtbar belassen und oben mit recyceltem Verbund- und Dämmmaterial sowie einer Dacheindeckung versehen.

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Die stählernen Kranbahn- und Traversenkonstruktionen sowie die gesamte industrielle Ausrüstung wurden nun gereinigt und so wenig wie möglich behandelt. (Bild: Colina van Bemmel)

Einbau auf Fußböden

Inzwischen sind alle alten Hallenböden durch Böden mit Betonkernaktivierung und Erdpufferung ersetzt worden. Der Boden ist nicht isoliert, aber unter dem Boden ist die Fassade mit EPS isoliert. So wirken der Boden und das darunter liegende Erdreich als Puffer für eine stabile Innentemperatur und sparen rund 20% an Heizkosten. Kaiser: "Eine Idee des Entwicklers für nachhaltige Innovation Jorrin Janssen, die an die innovative Geschichte der Hallen anknüpft. Auf diesen Betonböden wurden Stahl- und Holzkonstruktionen (nachhaltiges CLT, Anm. d. Red.) für ein bis vier Stockwerke angebracht. Die von Braaksma & Roos entwickelte Vision des Kulturerbes, die unter anderem auf eine vielfältige funktionale Nutzung abzielt, wurde in einen räumlichen Entwurf umgesetzt. Javier Zubiria hat dies in einer weiteren Ausarbeitung und Verfeinerung konkretisiert. Es handelt sich nicht um eine Box-in-a-Box, sondern um eine zweite Hülle mit einem sehr großen Hohlraum. Auf diese Weise bleibt die monumentale Hülle erhalten, und es herrscht ein angenehmes Klima im Gebäude, während der Hohlraum gleichzeitig ein großartiger Ort zum Verweilen ist.

Teil der Stadt

Die Van Gendt-Hallen werden nicht nur eine schöne Umgebung für ihre Nutzer sein, sondern auch ein energieneutrales Industriedenkmal von noch nie dagewesener Größe. "Darüber hinaus haben wir gemeinsam mit Eduard Zanen den Ehrgeiz, das Gebäude im Stadtgefüge von Oostenburg zu verankern", erklärt Kaiser. So verlief zum Beispiel früher eine Eisenbahnlinie mit einer Art Kipplaster mitten durch die fünf Hallen. Diese wurde zur zentralen Querachse des Gebäudes aufgeweitet; ein Spazierweg, der von der Oostenburgermiddenstraat quer durch den Komplex am Bock am VOC-Kai verläuft. Von hier aus kann man die beeindruckende Höhe der Hallen erleben. Der Bok wird Teil des öffentlichen Raums, in dem tagsüber Kaffee getrunken und Veranstaltungen organisiert werden können. Eine weitere Besonderheit ist, dass sich der Bok von den Hallen über den Kai erstreckt und die neuen Docks überdeckt. Dadurch haben die Van Gendt Hallen die Möglichkeit, eine Bootsverbindung mit der Stadt und dem Hauptbahnhof herzustellen.   

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