Plattform zu Beton und Stahl im Bauwesen
Neues Veranstaltungsgebäude ist in einzigartige Dünenlandschaft eingebettet
Anschluss an den verkehrsfreien Epernay-Platz. Bild: Prolog

Neues Veranstaltungsgebäude ist in einzigartige Dünenlandschaft eingebettet

SILT in Middelkerke

Die Gemeinde Middelkerke hegt seit Jahren den Ehrgeiz, ein neues Kasinogebäude an der Küste zu errichten, um das alte zu ersetzen. Dieses Vorhaben wird Anfang 2024 mit der offiziellen Einweihung des neuen Komplexes konkretisiert werden. Es wird ein multifunktionales Gebäude sein, das neben dem Casino auch einen Veranstaltungsraum, ein Hotel, ein Restaurant und eine Tiefgarage für 362 Autos umfasst. Kurz vor der Fertigstellung kann man bereits von einem Gebäude mit Kultcharakter sprechen. Ein hochkarätiges Wahrzeichen an der flämischen Küste.

Casino Middelkerke ZJA Copyright Bauteam Nautilus ProloogENT
Das Rendering des fertigen Komplexes zeigt den ikonischen Wohnturm. Bild: prologue

Die Gemeinde Middelkerke hat zu diesem Zweck einen Wettbewerb ausgeschrieben, den das Nautilus-Konsortium gewonnen hat, zu dem der Bauträger Debuild, das Architekturbüro ZJA in Zusammenarbeit mit OZ (Kasino- und Hoteldesign), Bureau Bouwtechniek (ausführender Architekt) und DELVA Landschaftsarchitektur, Cobe und VK Engineering (Stabilität, Technik und Akustik), Witteveen+Bos (Entwurf für den Küstenschutz), Plantec (Entwurf für die Ausführung der Infrastruktur) sowie die Bauunternehmen Democo und Furnico und Demtec Services (Wartung) gehören. Das Projekt mit dem treffenden Namen SILT erhielt bald mehrere internationale Auszeichnungen und Nominierungen. Im Jahr 2021 wurde das Gebäude für den WAN Future Projects Mixed Use Award nominiert. Im Jahr 2022 wurde es mit dem International Architecture Award ausgezeichnet und 2023 erhielt SILT eine ehrenvolle Erwähnung beim World Landscape Architecture Award.

Middelkerke Casino multifunktionaler Veranstaltungssaal ZJA Copyrig
Die Mehrzweck-Veranstaltungshalle. Bild: Prolog

Strenger politischer Plan

Die Ausschreibung im Hinblick auf das endgültige Angebot wurde von der Gemeinde sehr klar formuliert. So musste der neue Kasinokomplex weitere Funktionen zur Stärkung des soziokulturellen Angebots beinhalten. Er sollte den öffentlichen Raum optimieren, indem er die Uferpromenade stärkt und den Epernay-Platz mit ihr verbindet. Außerdem musste ein wichtiger Teil der Uferpromenade und die Tiefgarage in ein einziges Projekt integriert werden. Der siegreiche Entwurf ermöglichte es sogar, die Fläche des Place Epernay zu verdoppeln und ihn völlig verkehrsfrei zu gestalten.

Stijn Gussé, Middelkerkes Direktor für Ländereien und Gebäude, formuliert es so: "Wir wollten Middelkerke einen neuen Impuls geben, der sich ganz auf das Wohnen und die Erholung nach den Bedürfnissen von heute und morgen konzentriert. Das Projekt sollte alles andere als aufdringlich und größenwahnsinnig sein, sondern sich an die gemütliche Kleinräumigkeit unserer Küstengemeinde anpassen. Die Anbindung an das Stadtzentrum und die optimale Zugänglichkeit für Radfahrer und Fußgänger standen dabei im Mittelpunkt. Dem siegreichen Konsortium ist es gelungen, dies perfekt in ein Konzept zu übersetzen, das in Bezug auf die visuelle Grundfläche sogar kleiner ist als das bisherige Kasinogebäude. Im Hinblick auf den Veranstaltungsbereich haben wir auch auf einen ausreichenden Schallschutz geachtet, um Belästigungen bei Konzerten auszuschließen. Im Hinblick auf die Sicherheit wurde eine reibungslose Evakuierung der unterirdischen Halle gründlich bedacht." 

Casino Middelkerke unter der Düne ZJA Copyright Bauteam Nautil
Organische Integration in die Dünenlandschaft. Bild: Prolog

Ein Gerät mit zahlreichen Funktionen

SILT ermöglicht verschiedene Funktionen. So entlastet das großzügige Parkhaus auf den Ebenen -1 und -2 mit 362 Stellplätzen den oberirdischen Verkehr erheblich. Die Ein- und Ausfahrten des Parkhauses befinden sich in zwei Seitenstraßen des Deiches. Die Veranstaltungsfläche westlich des Foyers kann bis zu über 2.500 Besucher aufnehmen und erstreckt sich teilweise über das Erdgeschoss und die gesamte Ebene -1. Östlich des Foyers befindet sich das Casino, teilweise im Erdgeschoss und teilweise auf Ebene -1. Außerdem wurden das Foyer und das Restaurant im Erdgeschoss untergebracht.

Veranstaltungsgebäude Middelkerke ZJA Copyright Stefan Steenkiste
SILT in der vollen Bauphase. Bild: Stefaan Steenkiste

Der sichtbare oberirdische Turm umfasst eine Schicht als Empfangsbereich für das Hotel mit Frühstücksbereich und fünf Schichten mit Hotelzimmern. Das zukunftsorientierte Strandhotel als Brückenkopf des Komplexes ist schon jetzt einzigartig an der flämischen Küste. Im Wesentlichen kann man sagen, dass SILT auf der 'falschen' Seite des Deiches liegt, aber dadurch wirkt das Gebäude als eine Art Wasser- und Windschutz. Letzteres dank der runden Form des Hotelturms.

Neue und einzigartige Designsprache

Leo ten Wolde, Projektarchitekt bei ZJA: "Für den Entwurf haben wir die Umgebung und die Landschaft als Ausgangspunkt genommen, mit besonderem Augenmerk auf den Strand und die Dünen. Anhand dieser organischen Daten haben wir ein Konzept erarbeitet, das den strengen und monotonen Charakter der Deich- und Küstengebäude durchbricht. Die Funktionen, die den meisten Raum beanspruchen, darunter auch der Veranstaltungsraum, wurden unter die Erde verlegt und sind von außen nicht sichtbar. Nur das gläserne Vordach unter der erhöhten Düne lässt erahnen, was sich dort abspielt. Der elliptische Hotelturm ist der sichtbarste Teil des gesamten Bauwerks. Er wurde an der Außenseite mit einem X-Gitter aus Accoya-Holz verkleidet, das nachts auf der Tagseite attraktiv beleuchtet wird und im Laufe der Zeit schön verwittern wird. Das Herzstück des Hotelturms ist ein hohes Foyer, von dem aus auch die Veranstaltungsräume, das Restaurant und das Casino zugänglich sind. "Nirgendwo sonst an der flämischen Küste ist ein Gebäude so organisch in die Landschaft eingebettet, mit Blick auf das Meer. Und wo sonst kann man ein Hotelzimmer direkt am Strand buchen?"

Der Hotelturm ist zweifellos ein Blickfang, aber einer, der in seinem Design die zurückhaltende Kraft und Nüchternheit ausdrückt, die mit der flämischen Küstenlandschaft verbunden sind. "Die Form ist einfach, aber geheimnisvoll und verweist auf die Formen und Farben der Natur oder des Fischereihafens. Obwohl sie nicht explizit so gedacht ist, sehen viele in ihr die Form eines Pollers, an dem die Festmacherleinen des Schiffes befestigt werden könnten." Nachhaltigkeit und Umweltkriterien waren für SILT ebenso wichtig wie Sicherheit, Funktionalität, Ästhetik und wirtschaftlicher Nutzen. "Die künstliche Düne und die auskragenden Terrassen des Hotels sind sehr energieeffizient, sowohl durch Beschattung im Sommer als auch durch Isolierung im Winter. Die Verwendung von Brettschichtholz beim Umbau des Hotelturms spart eine große Menge CO2 ein, da es sich um einen erneuerbaren und kreislauffähigen Rohstoff handelt."

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Beginn der oberirdischen Arbeiten. Bild: ZJA

Bemerkenswerte Landschaftsgestaltung

Der Landschaftsentwurf integriert das Ganze in die charakteristische westflämische Dünenlandschaft. Der Deich wurde zum Meer hin verschoben, wodurch zusätzlicher Raum geschaffen wurde, der für Offenheit und Ausblicke sorgt und die Monotonie des Deiches durchbricht. Der Epernay-Platz wurde um eine hohe künstliche Düne erweitert, auf der ein parkähnlicher grüner Platz mit Wasserelementen entsteht, der mit dem Strand verbunden ist. Radfahrer und Spaziergänger können sich ungehindert um das Gebäude herum bewegen. Bei diesem Entwurf wurde sogar auf historische topografische Karten zurückgegriffen, auf denen die mittelalterliche Insel Testerep abgebildet ist. Die Gestaltung der Umgebung ließ Raum für eine neue Beziehung zur Landschaft mit Strand, Dünen und Wasserkanälen. Auf diese Weise kehrt die Erfahrung der historischen Küstenlandschaft auf zeitgemäße Weise in das Zentrum von Middelkerke zurück.

Konstruktive Leistung

TM Democo-Furnibo spielte bei dem Ganzen eine wichtige Rolle. Neben der kompletten wasser- und winddichten Realisierung des gesamten Projekts, einschließlich des Baus der Deiche, der Infrastruktur und der Umgebung sowie des neuen Hauses De Lijn, war sie auch für die Gesamtheit der technischen Installationen sowie für die Gestaltung und den Ausbau des Restaurantbereichs, des Veranstaltungssaals (einschließlich Digitaltechnik) und des Foyers verantwortlich. Für den Hotelbereich übernahm sie die komplette Koordination des Feinschliffs. Besonderes Augenmerk wurde auf das Gitterwerk aus Accoya-Holz rund um den Turm und den kompletten Küstenschutz gelegt. Für den Verbau wurde eine Kombination aus CSM-Wänden und überschnittenen Pfählen verwendet, wobei die strengen Randbedingungen des MDK eingehalten werden mussten. "Für die Gründung haben wir Zug- und Druckpfähle verwendet. Für die Konstruktion des Gebäudes wurden vor Ort gegossene Wände für die vertikalen Abschnitte verwendet, und für die horizontalen Bauteile wurde eine Kombination aus Gewölben, vorgespannten Gewölben, Prädalen, vorgespannten Elementen und Stahlbindern gewählt. Die X-Struktur wurde in Accoya-Holz ausgeführt und für den Bodenbelag in den großen Hallen wurde hochwertiger Polybeton verwendet. Die Ausbaumaterialien für die Wände und Decken erfüllen sehr strenge akustische und brandschutztechnische Anforderungen."

Die technische Installation umfasst zum einen eine Luft/Wasser-Wärmepumpe, die in die X-Struktur auf dem Dach integriert ist. Diese Wärmepumpe sorgt sowohl für die Wasserproduktion für die Zentralheizung als auch für die Sanitärbereiche. Zum anderen wurden große Lüftungsgruppen installiert, die mit Hilfe von Regelventilen und Gittern warme und kalte Luft erzeugen.

Die gesamte Realisierung war bereits mit einer Reihe komplexer Herausforderungen verbunden, was die Abstützung auf der Seeseite, die neue Seemauer, die besonders großen Spannweiten und Glasfelder, die in die Höhe wachsenden Auskragungen und die Vordachkonstruktion im Allgemeinen betrifft. Ein weiteres Highlight war die abgehängte Glaskonstruktion auf der Ebene des ersten Hotelgeschosses zum Hotelfoyer hin. "Es versteht sich von selbst, dass die logistische Organisation des Projekts viel Arbeit erforderte und die Wetterbedingungen ständig berücksichtigt werden mussten." 

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