Plattform zu Beton und Stahl im Bauwesen
Ungleichgewicht auf dem Wohnungsmarkt
Ir. Peter Beerepoot - Architekt - Partner Breddels Architects

Ungleichgewicht auf dem Wohnungsmarkt

Ir. Peter Beerepoot - Architekt - Partner Breddels Architects

Der eklatante Wohnungsmangel erfordert dringend einen integrierten Ansatz auf verschiedenen Ebenen. Sowohl die Politik als auch die Bauwirtschaft stehen vor einer immensen Herausforderung, ähnlich wie in der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch mit einem wichtigen Unterschied. Während in den 1960er Jahren durchschnittlich 3,5 Personen in einem Haus lebten, sind es heute nur noch etwa 2,1 Personen pro Haus.

Derzeit besteht an mehreren Fronten gleichzeitig ein Ungleichgewicht. Es sind die Folgen der Pause und des Ausverkaufs unserer öffentlichen Wohnungen, nachdem die Liberalisierung aus dem Ruder gelaufen war. Vor 10 Jahren wurden den Wohnungsbaugesellschaften 12 Milliarden an Mietzinsabgaben auferlegt, die Mieten wurden fortan an die WOZ-Werte gebunden und ausländische Investoren kauften unsere Wohnungsbaugesellschaften auf. Die Folge war eine Halbierung der sozialen Wohnungsproduktion. Zudem kämpfen wir mit dem Stickstoffproblem und stark gestiegenen Baukosten aufgrund von Energie- und Kriegskrisen. Hinzu kommt die stark gestiegene Nachfrage nach Wohnraum durch den demografischen Wandel, Arbeitsmigranten, Studenten und Asylbewerber. All dies trägt zur aktuellen Wohnungskrise bei.

Es ist wichtig, dass der Wohnungsbau von der Regierung gefördert wird. Es besteht die Notwendigkeit zu bauen. Diese enorme Herausforderung im Wohnungsbau erfordert aber auch eine ganzheitliche Herangehensweise an die Natur- und Agrarproblematik. Aber auch die Erkenntnis, dass die traditionellen Rohstoffketten endlich sind und dass wir auf neue, nachhaltige Alternativen umsteigen müssen.

Auf städtebaulicher Ebene ist eine integrierte Nutzung des verfügbaren Raums unerlässlich. Neue Wohngebiete, die gut an die bestehende Infrastruktur angebunden sind, die Umwidmung leerstehender Gebäude und brachliegender Flächen und die Verdichtung von Stadtgebieten durch Hochhäuser. Eine hohe Konzentration von Wohnungen in der Nähe von Knotenpunkten des öffentlichen Verkehrs ist sehr wünschenswert, jedoch in Synergie mit der Natur. Ein grünes, gesundes und lebendiges Wohnumfeld mit Raum für biologische Vielfalt und Wasseranpassung, ohne die dominierende Blendung durch das Auto in Bodennähe. Ein Wohnumfeld mit Raum für Begegnungen, gemeinsame Einrichtungen und gemeinschaftliche Gemüse- und Erlebnisgärten von und für die Bewohner. Vom Egozentrismus zum Ökozentrismus, Quantität und Qualität, Gleichgewicht in Boden und Luft. Neben dem städtischen Wohnungsbau müssen wir auch ebenerdige Wohnungen in und um Dörfer bauen und der Natur mehr Raum geben.

Erschwinglicher Wohnraum sollte wieder gefördert werden, z. B. durch einmalige Festzuschüsse für Wohnungsbaugesellschaften und Bauträger von sozialen Miet- und Eigentumswohnungen. Wir sollten uns auch breiter auf Innovationen mit zirkulären und biobasierten Bauweisen konzentrieren. Der Einsatz von CLT, wasserdichten Gründächern und passiver Solarenergie wirkt sich positiv auf die CO2-Emissionen, aber auch auf ein gesundes Raumklima aus. Außerdem werden dadurch die Wohnkosten gesenkt. Schnellere und kosteneffizientere Bauverfahren erfordern Größenvorteile durch Industrialisierung mit modularer und zirkulärer Bauweise. Das bedeutet nicht, dass wir Stahl und Beton verbieten sollten. Sie sind wunderbare Bauprodukte, die wir wertschätzen sollten. Beton mit seiner Stärke und Formfreiheit und Stahl mit seiner Schlankheit und Eleganz bilden eine Symbiose, die nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend ist. Aber wir müssen uns für die Innovation von Beton und Stahl einsetzen und Varianten mit geringeren CO2-Emissionen, Lockerheit und Flexibilität entwickeln. Kombinationen mit hybriden Gebäuden, mit anderen Worten.

Die Lösung des Wohnungsmangels erfordert einen pluralistischen Ansatz in den Bereichen Landschaft, Stadtplanung und Baumethoden. Dies dient der Verbesserung der Lebensqualität für Mensch und Umwelt und der Wiederherstellung des Gleichgewichts in der Wohnungskrise, sowohl kurz- als auch langfristig. 

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