Projektleiter Paul van Kats von der Baufirma J.P. van Eesteren hat ein breites Lächeln auf den Lippen, wenn er über die Motivation aller am Bau von zwei hohen Wohntürmen in der Nähe von Den Haag Beteiligten spricht. "Einige tun es aus einer nachhaltigen Überzeugung heraus, andere sind neugierig darauf, wie weit man den Einsatz von Portlandzement reduzieren kann. Es ist schön, dass jeder seine eigene starke intrinsische Motivation hat."
Diese Motivation war besonders wichtig, als die Verwendung von Hüttensand als Zementersatz die untere Grenze erreicht zu haben schien. "Man kann nicht unbegrenzt ersetzen, denn dann dauert auch die Aushärtung des Betons zu lange", sagt Betontechnologe Frans Hoksbergen vom Betonmörtelhersteller Dyckerhoff Basal. Die Suche nach anderen Lösungen führte zu einem Penthouse mit CO2-neutralem Beton, über das wir später in dieser Geschichte mehr berichten.
Hoksbergen ist bei Dyckerhoff Basal für Forschung und Innovation zuständig und kam mehr oder weniger zufällig mit dem Haager Projekt in Berührung. "Ein Kollege war im Urlaub und ich habe mich deshalb gemeldet", sagt er. Bei dem Projekt" handelt es sich um den Bau von zwei Wohntürmen neben der Den Haager CS: KJ Den Haag, benannt nach der Königin Julianaplein. Projektleiter Paul van Kats: "Es handelt sich um zwei 93 Meter hohe Türme, zwischen denen ein Tal liegt. Es beherbergt 395 Wohnungen. Davon sind etwa ein Drittel zum Verkauf und zwei Drittel zur Miete vorgesehen, darunter über 50 Sozialwohnungen". Die Bauträger sind Amvest und Synchroon, die in der Ontwikkelcombinatie Koningin Julianaplein (OCKJ) zusammengeschlossen sind.
"Es begann einst mit einem Vortrag des Nachhaltigkeitsberaters Niki Loonen von TBI, unserem Kunden, über nachhaltigere Strukturen", sagt Van Kats. "Was mich ansprach, war, dass man Strukturen nachhaltiger gestalten und trotzdem mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben kann." Der Bau in Den Haag schien ein großartiges Projekt zu sein, um etwas mit seinen Nachhaltigkeitsambitionen zu tun. "Wir sprechen hier von 17.000 Kubikmetern Beton, da kann man eine gewisse CO2-Reduzierung erreichen", sagt der Projektleiter. Dies kann erreicht werden, indem ein Großteil des Portlandzements durch Hüttensand ersetzt wird. Doch je geringer der Portlandanteil ist, desto länger braucht der Beton zum Aushärten. Van Kats: "Die Norm besagt, dass man die charakteristische Festigkeit des Betons innerhalb von 28 Tagen erreicht. Das erreicht man mit einer schnellen Mischung mit Portlandzement. Mit Hüttensand in der Mischung ist er nach 28 Tagen noch nicht vollständig ausgehärtet. Wir haben Frans gebeten, eine Mischung mit weniger Portland herzustellen. Das ist uns gelungen, allerdings mit einer Aushärtungszeit von 56 Tagen." Er erklärt weiter: "Portland wird hauptsächlich für hohe Festigkeitsklassen verwendet. Schließlich muss man dann innerhalb von 28 Tagen eine hohe Festigkeit erreichen. Der Trick war also, einen hochfesten Beton ohne Portland herzustellen. Das Ergebnis ist dann, dass man der Mischung länger Zeit geben muss, um die Festigkeit zu erreichen. Das sind diese 56 Tage."
Da dies nicht streng der Norm entspricht, mussten Tests durchgeführt werden, um die Festigkeit nachzuweisen. "Wir haben etwa 30 Zylinder aus den Wänden gebohrt, an denen wir es angebracht haben, und mit diesen wurden Drucktests durchgeführt, um die Festigkeit nach 56 Tagen nachzuweisen. Und wir haben mit Bravour bestanden", sagt der Projektleiter. Durch den Einsatz des nachhaltigeren Betons in den Gebäudewänden konnte der CO2-Fußabdruck für diese Kubikmeter um 40 Prozent reduziert werden, so Van Kats. "Mehr als 110 Kilogramm CO2 pro Kubikmeter kann man nicht erreichen", sagt er.
Auf der Suche nach einem noch geringeren Kohlenstoff-Fußabdruck stießen die Parteien auf Biokohle. Dabei handelt es sich um reinen Kohlenstoff, der bei der sauerstofffreien Erhitzung von Holz (Biomasse) übrig bleibt. Würde dieser verbrannt, um Wärme zu erzeugen, bindet er sich an Sauerstoff und man erhält CO2. Indem man das nicht tut, stellt man sicher, dass dieses CO2 nicht in die Luft gelangt. Van Kats: "Grob gesagt, ist Biokohle CO2-negativ. Wenn man sie dem mit Hochofenschlacke hergestellten Beton beimischt, kann man CO2-neutralen Beton herstellen. Unser Schwesterunternehmen Voorbij Prefab hat das bereits getestet." Hoksbergen: "Biokohle ist ein Pulver, das als Füllstoff hinzugefügt wird. Sein Volumenanteil ersetzt teilweise Sand und Kies." Es gibt aber auch Nachteile: In reiner Form ist sie leicht entflammbar, weshalb Wasser zugesetzt wird.
Er wird auch in Form von Pellets (Kügelchen) geliefert, die leichter zu dosieren sind. Damit ist es möglich, CO2-neutralen Beton herzustellen, der auch nach seiner Lebensdauer Kohlenstoff bindet und dafür sorgt, dass nicht noch CO2 entsteht, wenn der Schutt in ferner Zukunft zerkleinert wird. "Er ist auf molekularer Ebene zusammengeklebt, die Zerkleinerung ändert daran nichts. Dann müsste man ihn auf 1.500 Grad erhitzen", sagt Van Kats.
Die CO2-neutrale Betonmischung ist noch nicht auf dem Markt, wird aber bald im Penthouse des Park Towers zum Einsatz kommen. "Wir gehen davon aus, dass wir im Mai oder Juni 2025 damit beginnen werden. Die Anwendung in einem Nutzprojekt ist ein weiterer Schritt über die Tests im Labor hinaus."